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Podcast 05| Gibt es die perfekte Ernährung?

Gibt es die perfekte Ernährung?


Podcastfolge 05

Immer wieder suchen wir nach der „perfekten Ernährung“, die uns endlich alles bringt, was wir uns wünschen – nicht weniger als den „perfekten Körper“ (was auch immer das ist), Zugang zur Leichtigkeit, Gesundheit, Freude, Glück…kurzum das „perfekte Leben“. Doch die Fallen und Risiken einer solchen Suche nach Perfektion sind uns allen inzwischen gut bekannt: Unzufriedenheit, das Gefühl des Scheiterns, Frustration, Kompensationsmechanismen wie Heißhungerattacken, ganz zu schweigen von gesundheitlichen und psychischen Gefahren. Denn in „Perfektion“ und dem Streben danach steckt immer auch das Potenzial der Selbstbestrafung. Denn niemand ist 100 % der Zeit „perfekt“ und wenn man dann aber den Anspruch an sich selbst hat, dass man „perfekt“ ist, folgt oft Selbstbestrafung und innere Kritik. Der negative Kreislauf aus Perfektionsanspruch à la „ich esse nur noch so und so“, gefolgt vom gefühlten Scheitern, inklusive Binge-Eating und Co., ist quasi vorprogrammiert.

 


Woher kommt dieser Wahn nach Perfektion in der Ernährung?


Der Gedanke, dass es die „perfekte Ernährung“ gibt, kommt oft von Büchern oder „Erfolgsgeschichten“ einzelner Menschen, die für sich eine ideale Ernährungsform gefunden und dann das Wissen darüber verbreitet haben. Der Haken daran ist aber, dass es eben für die jeweilige Person und ihre Lebenssituation, ihren Körper, ihre Umstände und für eine gewisse Zeit funktioniert hat. Das bedeutet nicht, dass es für alle Körper in allen Lebenssituationen und für immer funktioniert. Wenn man sich dessen bewusst ist, fällt es leichter, das Konzept von Perfektion loszulassen und sich selbst die Erlaubnis zu geben, herauszufinden, was für den eigene Körper, die eigene Lebenssituation und die eigenen Bedürfnisse gerade am besten funktioniert.

Gibt es die perfekte Ernährung wirklich?


Aber was, wenn wir vergebens nach der perfekten Ernährungsweise suchen, da es sie so, wie wir uns das vorstellen, gar nicht gibt? Die Vorstellung, dass wir nur die perfekte Ernährungsweise finden müssen und dann ein für alle Mal gesund und glücklich sind und uns nicht mehr darum kümmern müssen, ist zwar sehr verlockend, aber nicht sehr realistisch. 

Ernährung ist vielmehr ein Spektrum und unser Bedarf ändert sich je nach Lebensweise, Lebenssituation, Stresslevel, Körperverfassung etc. Wie alles im Leben ist auch hier Veränderung die einzige Konstante. 

Einen stimmigerer Zugang zur Ernährung bieten daher zum Beispiel folgende 4 Kategorien von Ernährungsweisen:

Die 4 Kategorien von Ernährungsweisen


Einen stimmigerer Zugang zur Ernährung bieten daher zum Beispiel folgende 4 Kategorien von Ernährungsweisen

 

Basis-Ernährungsweise oder "Maintenance Diet"

Das ist unsere Basis, unsere alltägliche Ernährung, was wir täglich essen. Diese Ernährungsform erhält unseren Körper, unsere Körperfunktionen und unsere Gesundheit aufrecht. Wir können sie natürlich verändern, vor allem wenn es nicht mehr stimmig für uns ist. Aber im Prinzip kehren wir immer wieder zu unserer Basis zurück, zu dem, was für uns funktioniert, ohne ständig darüber nachdenken zu müssen.

Therapeutische Ernährungsweise oder "Therapeutic Diet"

Diese Ernährungsform brauchen wir, wenn wir krank sind und spezielle Bedürfnisse haben. Wir holen uns am besten Hilfe von ÄrztInnen, ErnährungstherapeutInnen etc., um sie zu finden. Meist benötigen wir diese Ernährungsweise nur für einen bestimmten Zeitraum, bis es uns besser geht und wir wieder zu einer Basis-Ernährung zurückfinden können – außer es handelt sich um chronische Erkrankungen. Oft passiert es jedoch, dass wir ohne die Notwendigkeit dazu eine therapeutische Ernährungsform mit der Basis-Ernährungsform verwechseln und aus Angst daran festhalten. Dies ist eine Folge des Gedankens, dass es die „eine perfekte Ernährung“ gibt.

Experimentelle Ernährungsweise oder "Experimental Diet"

Dabei wählt man eine der vielen Ernährungsformen aus und experimentiert damit. Wie reagiert mein Körper, wenn ich mich eine Zeit lang vegan oder paleo oder mediterran etc. ernähre? Was passiert, wenn ich diese Nahrungsmittel integriere oder einmal anders koche etc.? Auch das ist keine Basis-Ernährung, sondern fast eine wissenschaftliche, neugierige Herangehensweise, wenn man was Neues ausprobieren möchte und prinzipiell gesund ist.

Optimierende Ernährungsform oder "Optimizing Diet"

Hier fallen alle Ernährungsweisen darunter, die auf eine Optimierung des Körpers und seiner Funktionen und Leistungen ausgerichtet sind. Vor allem im Spitzensport oder während der Schwangerschaft etc. ist eine optimierende Ernährungsform relevant. Wie die therapeutische und experimentelle Ernährung ist auch die optimierende immer nur für einen bestimmten Zeitraum und für ganz bestimmte Umstände gedacht. In unserer Selbstoptimierungsgesellschaft bleiben wir hier jedoch oft stecken und tun uns und unseren Körpern auf lange Sicht nichts Gutes.

Ernährungswissen vs. Ernährungsweisheit


Die gesündere Alternative

Während Ernährungswissen von außen kommt und im Überfluss vorhanden ist – eben die oft verwirrenden, sich gegenseitig widersprechenden Ernährungstipps etc., kommt Ernährungsweisheit von innen. Ernährungsweisheit hat viel mit Körperweisheit zu tun. Wenn wir uns erlauben, wieder in Verbindung mit unserem eigenen Körper zu gehen und hinzuspüren, was uns guttut und was nicht, können wir auf intuitive Art und Weise die für uns im Moment passende Ernährungsform finden. Vielleicht sogar spielerisch und mit Leichtigkeit. Das viele Ernährungswissen kann hier sogar hilfreich sein, weil wir aus all den vorhandenen Tipps und vielfältigen Herangehensweisen das herauspicken können, was uns anspricht und uns gerade dient. Wenn wir merken, dass wir zu starr oder perfektionistisch an einer Ernährungsform festhalten, ist es vielleicht an der Zeit, neu zu experimentieren oder sich Hilfe zu suchen für eine eventuelle Umstellung. Denn Ernährung ist, wie gesagt, ein Spektrum und unterliegt genauso wie unser Körper stetiger Veränderung. Je eher wir uns darauf einlassen und uns Leichtigkeit und Genuss wieder zurückerobern, desto eher finden wir Freude und Wohlbefinden mit allem, was wir essen.

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