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Podcast 17| Emotionsregulierendes Essen – Lösung statt Problem?

Emotionsregulierendes Essen


Podcastfolge 17


Was ist emotionsregulierendes Essen?


Emotionsregulierendes Essen ist ein Essverhalten, bei dem man versucht, mit seinen Emotionen durch Essen klarzukommen. In gewisser Weise hat Essen immer mit Emotionen zu tun. Weil wir einerseits von Anfang an Essen mit Liebe, Wärme, Geborgenheit verbinden und im Laufe des Lebens noch andere Emotionen hinzukommen. Und andererseits, weil unser Zustand sich durch jede Nahrungsaufnahme verändert. Sind wir zum Beispiel durstig und trinken etwas, fühlen wir uns danach sofort besser.

 

Dann gibt es jedoch oben beschriebenes emotionsregulierendes Essverhalten, bei dem wir sämtliche Emotionen und vor allem auch Stress durch meist übermäßigen Konsum von sehr zucker- und fetthaltigen Nahrungsmitteln auszugleichen versuchen. Viele Menschen leiden darunter und kritisieren sich selbst oder schämen sich gar dafür. Doch was, wenn diese Art von emotionsregulierendem Essen gar nicht per se das Problem ist, sondern ein sehr cleverer Versuch des Körpers, wieder ein Gleichgewicht herzustellen?

Meist steckt nämlich mindestens einer der folgenden 4 Gründe dahinter:

 

> Diäten, Diätgedanken, Diät-Mindset, Diätkultur…

> Ungleichgewicht in den Makronährstoffen

> Ungleichgewicht bei den Essenszeiten

> Der Einfluss von Zucker

Diäten und Diätgedanken


Auch wenn sich die Trends immer wieder ändern, leben wir schon seit so vielen Jahrzehnten in einer Diätkultur, die uns vor allem beigebracht hat, wie man nicht essen sollte. Verzicht und sich peinigen sowie die Einstellung, dass gewisse Nahrungsmittel „böse“ sind, gehören zu dieser Diät-Mentalität leider oft dazu. All das bringt Stress mit sich und wir verlieren dadurch oft auch einen natürlichen, gesunden Zugang zum Essen, zu Appetit, Hunger und zur Sättigung. Emotionsregulierendes Essen ist dann die Reaktion und somit Lösung des Körpers auf dieses Problem. Um zu überleben, signalisiert der Körper extremen Hunger und wir stillen diesen dann mit einem scheinbar unkontrollierbaren Appetit. In Wahrheit ist es aber eine essenzielle Strategie der körpereigenen Intelligenz, uns nicht verhungern zu lassen.

Ungleichgewicht der Makronährstoffe

Egal ob durch Diätgedanken oder andere Umstände, es kann oft auch ein Mangel an Makronährstoffen entstehen. Wir essen zu wenig Kohlehydrate, Fette oder Proteine und entwickeln dann extremen Heißhunger als Reaktion auf diesen Mangel. Wieder ist es eigentlich die Körperweisheit, die uns dann mehr essen lässt, um unser Überleben zu sichern. Leider kann der Körper im Regelfall nur „Hunger“ signalisieren und nicht zum Beispiel „ich brauche mehr Protein, bitte“. Wir essen dann das, was zur Verfügung steht oder was uns im Moment ein gutes Gefühl gibt und füllen damit das entstandene Defizit nicht notwendigerweise wieder auf.

Ungleichgewicht bei den Essenszeiten

Wann wir essen, hat auch einen großen Einfluss auf emotionsregulierendes Essverhalten. Oft entsteht ein Über-essen am Abend, wenn wir in der ersten Tageshälfte zu wenig gegessen und zum Beispiel das Frühstück ausgelassen haben. Auch da versucht der Körper eben dann alles nachzuholen, wenn wir am Abend essen. Hinzu kommt oft der gesamte Stress des Tages, den wir durchs Essen zu verarbeiten versuchen.

 

Der Einfluss von Zucker

Zucker existiert in unserer Welt im Überfluss, was in der Evolution der Menschheit zum ersten Mal der Fall ist. Weil Zucker (in Form von Früchten etc.) früher jedoch saisonal nur sehr selten verfügbar war, sind unsere Körper jedoch darauf ausgerichtet, möglichst viel Zucker zu sich zu nehmen, wenn er da ist. Zusätzlich existiert Zucker heute in Reinform (im Gegensatz eben zu den ballaststoffreichen Zuckerquellen, also Früchten etc., der Vorzeit). Auch zur Verarbeitung dieses Reinzuckers (weißer Zucker, einfache Kohlehydrate, Sirup etc.) sind wir nicht gemacht. Der Mechanismus, immer mehr Süßes zu essen, wenn es vorhanden ist, besteht jedoch noch immer. Während wir Süßes und Genuss im Leben und auch in unserem Essen sehr wohl brauchen, entsteht durch den Zuckerüberschuss oft ein Ungleichgewicht, das uns und unserem Körper nicht guttut, weil wir buchstäblich zu viel des Guten essen.

 

Was tun bei emotionsregulierendem Essen?

Das wichtigste, und auch Ziel dieses Artikels, ist, dass man sich nicht selbst für sein Essverhalten angreift. Es gibt eben unzählige Gründe, warum wir emotionsregulierendes Essen in unserem Leben „brauchen“ und sich selbst anzuprangern führt oft in eine negative Spirale aus Verzicht und Überessen. 

Stattdessen kann man auch das emotionsregulierende Essen als Lösung ansehen und zum Beispiel ritualisieren, genießen und sanft mit sich umgehen. Falls man es ändern möchte, ist es sinnvoller, es mit einer großen Portion Selbstliebe und Verständnis für die Bedürfnisse des Körpers zu tun und nicht mit Bestrafung zu arbeiten.

Man kann sich zum Beispiel anschauen, ob man vielleicht wirklich zu geringe Mengen eines oder mehrerer Makronährstoffe(s) zu sich nimmt und hier sein Essverhalten anpassen. Braucht man mehr Protein? Nimmt man genügend gesunde Fette und komplexe Kohlehydrate zu sich? Auch während des Tages genug zu essen, zum Beispiel auf Ausgewogenheit bei den Essenszeiten zu achten, ist sehr wichtig. Hat man (genug) gefrühstückt, ist man eigentlich schon den ganzen Tag hungrig, braucht man mehr zu Mittag? Es gibt ganz viele Ansatzpunkte, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen und so auch die Beziehung zum Essen und zum Körper wieder harmonischer zu gestalten. Essen und hier im Speziellen emotionsregulierendes Essen, ist nicht der Feind! Und wenn man die erwähnten Tipps ausprobiert, reguliert sich das Essverhalten oft auch wieder von selbst, weil der Körper gut mit allem versorgt und nicht mehr im Mangel ist.


Quellen: Dab Dana „Anchored. How to befriend your Nervous System using Polyvagal Therory”

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