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Podcast 24| Toxic positivity

Toxic positivity


Mit „Toxic Positivity“ hat sich ein Begriff herausgebildet, der gut veranschaulicht, was andere Begriffe, wie z. B. „good vibes only“, eher vertuschen. Dass es nämlich eher schädlich und sogar toxisch sein kann, krampfhaft immer nur positiv zu sein bzw. es zu versuchen. Da es vor allem auch im spirituellen und Selbsthilfe-Bereich vorkommt, dass „Toxic Positivity“ verbreitet wird, widmen wir uns heute diesem Thema.

Was ist Toxic Positivity


Unter „Toxic Positivity” versteht man sowohl eine gewisse innere als auch eine nach außen getragene Haltung, die besagt, man müsse immer und unter allen Umständen positiv bleiben. Toxisch ist diese Art der Positivität deshalb, weil sie dem Leben nicht gerecht wird und alles leugnet, was Schmerz und Leid verursachen kann. Es suggeriert den Menschen oft, dass es „ihre eigne Schuld“ sei, wenn es ihnen nicht gut geht und etwas nicht in Positivität umgewandelt werden kann. Oft geht damit eine gewisse Scheu vor der Echtheit des Lebens mit all seinen Höhen und Tiefen einher. Man klammert sich an die Positivität, um nicht näher hinschauen zu müssen oder weil man fürchtet, das sogenannte „Negative“ nicht auszuhalten. Es kann durch toxische Positivität dazu kommen, dass man seine Probleme ignoriert oder leugnet, dass man sich schämt für sogenannte „negative“ Gefühle wie Traurigkeit und Wut, dass man anderen ein Schamgefühl deshalb vermittelt, dass man die Gefühle von anderen leugnet oder kleinmacht oder versteckt, wie man sich wirklich fühlt etc. Oft gehen damit Äußerungen einher wie „es ist ja nicht so schlimm“, „stell dich nicht so an“, „sei dankbar“, „hätte noch schlimmer kommen können“ oder Affirmationssprüche, die in der Situation komplett unangebracht sind.

"Negative" und "positive" Gefühle


Das toxisch positive Verhalten hat dabei viel mit der Einteilung und Wertung unserer Gefühle und Emotionen zu tun. Wir glauben, es gibt sogenannte „positive“ Emotionen wie Freude, und sogenannte „negative“ wie Wut und Trauer. Aber Emotionen selbst sind neutral. Die Zuschreibung kommt von außen. Emotionen und Gefühle wollen einfach gespürt und gefühlt werden. Hier kommt Embodiment ins Spiel. Einerseits können wir uns mithilfe der Lokalisierung unserer Emotionen im Körper sehr gut erden und „in den Körper kommen“. Andererseits spüren wir auch unsere Emotionen besser und können sie besser zulassen, je präsenter wir in unserem Körper sind. 

Was würde passieren, wenn wir beginnen, unsere Emotionen nicht wegzuschieben, sondern hinzuhören und hinzuspüren?

Natürlich gibt es auch viele Situationen und Emotionen, die zu überwältigend sind, um alles auf einmal zu spüren. Aber man kann schrittweise beginnen und neugierig werden, wo man die Emotion im Körper spürt und sich ihr dann widmen.

Schmerzverstärkung durch "Toxic Positivity"


Am schmerzhaftesten ist „Toxic Positivity“ bestimmt dann, wenn man wirklich trauert, Schlimmes erfahren hat, in einer schweren Situation ist etc. Die toxisch positiven Phrasen anderer können dann wie ein Hohn wirken und zur Folge haben, dass man sich verschließt und/oder schämt bzw. noch schlechter und einsamer fühlt als sowieso schon. Ein gegenseitiges Auffangen in einem Gespräch, ein vielleicht auch wortloses Verständnis, eine tröstende Geste…all das kann viel mehr bewirken und im Gegensatz zu oberflächlichen Floskeln wirklich ankommen. Auch wenn der positive Rat meist gut gemeint sein mag, ist es vielleicht besser, nur zuzuhören oder zu fragen, was die betreffende Person braucht. Dasselbe gilt auch für innere Dialoge. Allzu oft haben wir diese toxisch positive Haltung auch verinnerlicht und erlauben uns gar nicht, uns einzugestehen, wie es uns tatsächlich geht. Nicht zuletzt würde das Wissen darum, dass man aufgefangen wird in dem, wie es einem gerade geht, dazu beitragen, diese Scheu vor dem Hinspüren kleiner zu machen. Dies würde auch ein wertvolleres und heilsameres Miteinander schaffen, weil wir verstanden haben, dass wir uns nicht nur selbst, sondern vor allem auch gegenseitig regulieren, indem wir einander zuhören, füreinander da sind und uns den Raum geben, einander auch schwere Dinge mitzuteilen.


Quelle: Real Self-Care” von Dr. Pooja Lakshmin

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