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Podcast 27| Was hat Selbstliebe mit Ernährung zutun?

Was hat Selbstliebe mit Ernährung zutun?


In dieser Folge tauchen wir tiefer in den Zusammenhang zwischen Selbstliebe und Ernährung ein. Wir definieren den Begriff „Selbstliebe“ genauer, damit daraus nicht wieder ein nicht zu erfüllender Anspruch an uns selbst wird und schauen uns an, was Kristin Neff in ihrem Buch „Selbstmitgefühl“ dazu zu sagen hat. Vielleicht dürfen wir ja aufhören, uns ständig selbst zu kritisieren, wenn wir glauben, wir hätten etwas nicht essen sollen oder unser Körper müsse sich verändern etc. Faszinierend ist nämlich, dass ein gesundes Selbstwertgefühl verbunden mit Wertschätzung gegenüber dem Körper viel gesündere und auch nachhaltig gesündere Entscheidungen mit sich bringt als eine harte Haltung gegenüber sich selbst.

Gefahr von "Body Positivity"


In den letzten Jahren haben nicht zuletzt durch die „Body Positivity Bewegung“ die Themen Selbstwert und Selbstliebe vor allem im Zusammenhang mit Ernährung und unserem Körper viel Beachtung erhalten. Dies ist wunderbar, weil es die Wichtigkeit unserer Gedanken und Gefühle uns selbst gegenüber endlich auch miteinbezieht. Doch auch dabei gibt es einige Fallstricke. Es kann zum Beispiel wiederum zu einem übersteigerten Anspruch an uns selbst werden und uns zum Zweifeln und Selbstkritik führen, wenn wir das Gefühl haben, wir „schaffen“ es einfach nicht, uns und unseren Körper so anzunehmen und zu lieben, wie wir sind (siehe auch „Toxic Positivity“ und „Die Angst vor Intuitiver Ernährung“).

Was ist echte Selbstliebe?


Um also zu vermeiden, dass wir uns auch noch schlecht fühlen, weil wir uns (noch) nicht selbst lieben können, ist es sinnvoll, „Selbstliebe“ ausführlicher zu erklären. Dafür ist es eventuell auch sehr hilfreich, statt von „Selbstliebe“ von „Selbstmitgefühl“ zu sprechen. Laut Prof. Kristin Neff brauchen wir 3 Komponenten, um uns selbst Mitgefühl entgegenzubringen. Sie spricht von mindfulness, common humanity und self-kindness, also einer gewissen Achtsamkeit, dem Bewusstsein, dass wir nicht allein sind und Güte uns selbst gegenüber. Selbstliebe hat also nicht so viel damit zu tun, dass wir uns selbst immer rundum toll fühlen und finden müssen, sondern eher mit der Einstellung uns selbst gegenüber. Können wir uns und unsere Situation mit einem gewissen Abstand betrachten? Lassen wir zu, dass wir uns daran erinnern, dass wir nicht allein sind, sondern dass es viele Menschen gibt, die ähnliche Probleme etc. haben? Und können wir uns selbst mit einer liebevollen Haltung begegnen? 

Es ist ganz natürlich, dass uns das zunächst nicht so leichtfällt. Deshalb kann es einfacher sein, zuerst an einen geliebten Menschen, vielleicht sogar am besten an ein Kind, das man liebt, zu denken. Meist kann man hier automatisch Mitgefühl und Liebe an die Person schicken. Wenn man sich der Liebe und des Mitgefühls für diese(n) Menschen bewusst gemacht hat, versucht man, diese Gefühle auch sich selbst gegenüber zu kultivieren. Das geht nicht von heute auf morgen und braucht viel Geduld und Übung. Aber es ist definitiv machbar.

Der Zusammenhang zwischen Essen und Selbstliebe


Gerade die Themen Essen, Ernährung und Körper können leider oft Quellen von großer Selbstkritik und Leid sein. Hier sind die drei oben genannten Aspekte enorm hilfreich, um aus einem negativen Kreislauf aus Selbstkritik auszusteigen und zu beginnen, sich selbst liebevoll zuzuwenden. Sehr interessant ist dabei, dass man begonnen hat zu erforschen, wie sich eine positive, sanfte Einstellung uns selbst und unserem Körper gegenüber auch positiv auf unsere Essenswahl auswirkt. Man konnte feststellen, dass Menschen insgesamt gesünder leben und essen, je mehr sie mit sich im Reinen und im Frieden sind, also Selbstmitgefühl empfinden.  

 

Dies widerspricht den gängigen Auffassungen, dass wir uns disziplinieren und kasteien und verzichten müssen, um gesund zu sein. Genau das Gegenteil ist der Fall! Wenn man Selbstmitgefühl praktiziert, ist man ruhiger und kann aus dieser Ruhe heraus, Entscheidungen treffen, die uns mehr Lebendigkeit, Freude und Gesundheit bringen. Im Gegensatz zu Kopfentscheidungen, die man nur mit Zwang und Druck umsetzen kann, sind Entscheidungen aus Selbstliebe viel nachhaltiger und müheloser umzusetzen. Weil man nicht einer Methode folgt, die oft von anderen stammt, sondern aus seiner Mitte heraus Entscheidungen trifft. Das beinhaltet auch Raum für „Fehler“ oder wenn wir um Bereich Ernährung bleiben, sogenannte „ungesunde“ Nahrungsmittel. Auch hier können wir mit Selbstmitgefühl hinter uns stehen, wenn wir einfach mal mehr Süßes, „Ungesundes“ oder zu viel essen. Vielleicht brauchen wir es in dem Moment einfach. Mithilfe von Selbstliebe/Selbstmitgefühl verstehen wir, dass es nicht nur um das geht, was wir essen, sondern dass immer ein Kontext existiert und verschiedene (Lebens)Situationen auch verschiedene Ernährungssituationen bedeuten. Selbstliebe kann also zu enormer Freiheit führen, vor allem auch wenn es um Essen und Körper geht.


Quellen: Kristin Neff: Selbstmitgefühl

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