Der geistige Hunger
"Das kann ich doch nicht essen!"
Beim Geistigen Hunger handelt es sich nicht um Hunger nach geistigem bzw. intellektuellem Input, sondern es geht um die Hungerart, die auf Gedanken beruht. Geistiger Hunger umfasst also mit all unseren Gedanken übers Essen ein riesiges Gebiet und ist extrem weit verbreitet. Wir gehen dabei nicht nach einem echten Hungergefühl, sondern orientieren uns bei unseren Essensentscheidungen an Meinungen, Ernährungsmythen und vor allem an inneren Wertungen darüber, was man essen „müsste“ oder essen „sollte“ bzw. eben gerade nicht zu sich nehmen „dürfte“. Es fallen zum Beispiel Gedanken darunter wie „Das darf ich jetzt nicht mehr essen, ich hatte schon eine Portion“, „Ich sollte mehr Eiweiß zu mir nehmen“ oder „Wenn ich das jetzt esse, dann muss ich morgen eine Mahlzeit weglassen“ etc.
Fast alle von uns kennen dieses innere Gedankenkarussell, das sich mehr oder weniger die ganze Zeit um Werturteile über unsere Nahrungsaufnahme dreht.
Woher kommen diese Diät-Gedanken
Da wir, wie schon oft erwähnt, in einer Art Dauer-Diätkultur leben, ist es nicht verwunderlich, dass wir mit dem Thema Ernährung nicht mehr neutral umgehen können. In regelmäßigen Abständen kommen neue Ernährungsratgeber bzw. „Dos and Don´ts“ heraus und es ist beinahe unmöglich, sich diesen zu entziehen. Hinzu kommt das erlernte Wissen bzw. die erlernten Mythen über Essen und Ernährung. Diese halten sich meist sehr hartnäckig in unserer Psyche, natürlich umso mehr, je früher und durchgehender wir ihnen ausgesetzt waren bzw. immer noch sind.
Wir haben gelernt, uns nach äußeren Faktoren zu richten und zu ernähren, anstatt auf unseren echten Hunger und unser Körpergefühl zu hören.
Embodiment
Wieder zu lernen, was der Körper tatsächlich braucht, ist daher auch einer der Schlüssel, um aus dem erwähnten Gedankenkarussell auszubrechen. Die Achtsame Ernährung, aus der die sieben Hungerarten (Herz-, Augen-, Nasen-, Mund-, Magen-, Zellhunger und Geistiger Hunger, siehe auch Artikel „Haben deine Zellen Hunger?“, Folge 18; „Herzhunger - Die Sehnsucht nach mehr als Essen“, Folge 25 und „Ich bin eine Konsistenzesserin!“ – Augen-, Nasen-, Magen- und Mundhunger, Folge 28) stammen, legt deshalb auch den Fokus auf bewusstes Essen. Dafür ist es unerlässlich, sich wieder mit dem Körper zu verbinden und sich den körperlichen Hunger- und Sättigungssignalen aktiv zuzuwenden. Kleine Übungen, wie langsames Essen oder tiefes Atmen vor dem Essen haben bereits einen enormen Einfluss auf unser Ess- und Stoffwechselverhalten.
Beim Geistigen Hunger kommt hinzu, dass man sich auch bewusst machen darf, dass die meisten – wenn nicht alle – der Gedanken zum Thema Ernährung nicht von einem selbst stammen, sondern von außen kommen und von vielen Faktoren beeinflusst sind. Zudem sind diese Faktoren nicht immer auf unser Wohlbefinden ausgerichtet. Wenn man sich also bewusst macht, was man wirklich bräuchte, um sich sowohl mit den Themen „Essen und Ernährung“ als auch mit seinem Körper wohlzufühlen, wird man schnell merken, dass die erwähnten Wertungen nicht zum Ziel führen, sondern nur dazu beitragen, dass wir uns kontinuierlich schlecht fühlen.
Wohlbefinden ist möglich
Die Hinwendung zum eigenen Körper, das Bewusstmachen von negativen, nicht hilfreichen Wertungen sowie das Ersetzen solcher Wertungen mit effektiveren, positiven und vor allem liebevollen Wahrheiten birgt eine neue oder wieder gefundene Freiheit in sich, die man sich oft gar nicht mehr vorstellen kann. Da die meisten Prägungen tief sitzen und wir wie erwähnt auch noch tagtäglich mit dem anderen Extrem sämtlicher Diätratgebern konfrontiert sind, ist der Weg zu mehr Wohlbefinden auf diesem Gebiet meist ein längerer. Aber einer, der sich definitiv lohnt.
Quellen: Jan Chozen Bays: Achtsam essen: Vergiss alle Diäten und entdecke die Weisheit deines Körpers.
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