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Podcast 36| Ist weiblicher Schmerz weniger wichtig? – Der Gender Pain Gap

Der Gender Pain Gap


Wenn wir über Frauengesundheit reden, muss leider auch der Gender Pain Gap erwähnt werden. Darum sprechen wir in der heutigen Folge darüber, dass Medizin historisch gesehen sehr auf männliche (weiße) Körper ausgerichtet war und die Spuren davon auch heute noch spürbar sind. So werden Schmerzen von Frauen bzw. Frauen generell oft weniger ernst genommen, woher auch der Name des Phänomens stammt. Diese und andere Lücken im System führen oft zu unnötigem und unnötig in die Länge gezogenem Leiden von Frauen. Wir versuchen Lösungsansätze zu finden und trotz oder gerade wegen dieser Schieflage unserem Körper noch mehr Vertrauen zu schenken.

Was versteht man unter Gender Pain Gap?


Der Gender Pain Gap weist ähnlich wie der bekanntere Gender Pay Gap auf ein Ungleichgewicht und eine Ungerechtigkeit zwischen den Geschlechtern hin. Beim Gender Pain Gap geht es, wie der Name schon sagt, darum, dass Schmerzen von Frauen sehr häufig vor allem im medizinischen Bereich immer noch weniger ernst genommen werden als Schmerzen von Männern. Aber nicht nur beim Schmerzempfinden wird Frauen weniger vertraut. Auch in vielen anderen medizinischen Situationen merkt man immer noch Vorurteile gegenüber Frauen, die leider auch zu tragischen Konsequenzen führen können. So werden Herzinfarkte bei Frauen oft viel weniger erkannt oder ihre Symptome nicht ernst genommen, da diese sich von Herzinfarktsymptomen bei Männern unterscheiden.

Männerzentrierte und männerdominierte Medizin


Medizin und medizinische Forschung war im Grunde immer schon sehr männlich dominiert und geprägt. Lange und leider auch bis vor nicht allzu langer Zeit galten Frauenkörper einfach als minderwertigere Männerkörper. Sämtliche medizinische Forschung wurde bis vor Kurzem auch nur mit männlichen Probanden durchgeführt, weil ein weiblicher Körper mit Zyklus, potenziellen Schwangerschaften etc. als nicht standardisierbar galt. Das heißt, man hat die Komplexität des weiblichen Körpers einerseits ignoriert und andererseits gefürchtet. 

Gendermedizin ist dabei erst eine relativ junge Disziplin und Frauen werden auch erst seit rund 30 Jahren vermehrt in klinische Forschungen mit einbezogen. Zum Beispiel leiden ca. 90 % der Frauen an PMS, während die Forschungslage dazu trotz der hohen Zahl eher dürftig ist.

Internalisiertes Tabu


Zugleich ist das Thema Menstruation auch immer noch nicht ganz enttabuisiert und in vielen Kulturen immer noch vollkommen tabuisiert. Das führt dazu, dass sehr lange Zeit oder noch immer nicht wirklich darüber geredet wird. Folglich wird auch nicht über die damit verbundenen Leiden gesprochen. Vielen Frauen wird immer noch suggeriert, dass (Regel)Schmerzen einfach dazugehören und normal sind. Auch, wenn Betroffene extreme Schmerzen haben und sehr wohl an einer Erkrankung wie Endometriose leiden, die diagnostizier- und behandelbar ist. Die durchschnittliche Dauer bis zur Endometriose-Diagnose beträgt jedoch beinahe 10 Jahre! Hier merkt man schon, dass ein sehr großes Ungleichgewicht vorherrscht. Es wirkt doppelt schwer, da all diese misogynen Vorurteile oft von uns Frauen selbst internalisiert sind. Das heißt, wir selbst spielen unsere Schmerzen oft herunter, beißen viel zu lange durch, nehmen die Signale unseres Körpers nicht so ernst, nicht zuletzt aus Angst, lächerlich gemacht zu werden. Denn viele Frauen mussten leider auch schon die Erfahrung machen, mit ihren Leiden nicht nur nicht ernstgenommen, sondern auch noch lächerlich gemacht worden zu sein.

Was kann man tun?


Während sich in den letzten Jahren viel tut und es sowohl immer mehr Forschung zu Frauenthemen gibt als auch vermehrt darüber gesprochen wird, ist immer noch viel aufzuholen. Das Reden über diese strukturellen Ungleichheiten ist wichtig. Damit man sich bewusst werden kann, dass es nicht an einem selbst liegt, sondern eben ein strukturelles Problem ist. Sich zu stärken, nachzufragen, eventuell jemanden mitnehmen zu medizinischen Situationen, in denen man Angst davor hat, nicht ernstgenommen oder übergangen zu werden. Man kann sich selbst informieren, vorbereiten und vor allem dem Körper und seinen Signalen wieder vertrauen lernen. Wenn man spürt, dass etwas nicht stimmt, wenn man Schmerzen hat, wenn man sich unwohl fühlt…nicht aufgeben, nicht resignieren, sich Hilfe holen und jemanden finden, dem man vertraut. 

Quellen und Buchempfehlungen: 

„Sex Matters: How male-centric medicine endangers women's health and what we can do about it“ von Dr. Alyson J. McGregor “

“Unsichtbare Frauen. Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ von Caroline Criado Perez

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