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Podcast 48| „Steh zu deinen Extrawürsteln!“

"Steh zu deinen Extrawürstln"


Heute rufen wir dir mit einem leichten Augenzwinkern zu: „Steh zu deinen Extrawürstel!“

Die Folge widmet sich dem Thema soziale Verträglichkeit mit Lebensmittelunverträglichkeiten. Oft kommt es zu Situationen, wie zum Beispiel Essenseinladungen, Businessdinner, Mittagspause im Büro etc., in denen man mit Lebensmittelunverträglichkeiten schnell an seine Grenzen stößt, wenn man nicht anecken oder „nervig“ sein will. Wir beleuchten mehrere Seiten dieses Problems und versuchen, das Verständnis füreinander und für sich selbst zu vergrößern sowie gemeinsam nach Lösungsansätzen zu suchen. Hört rein und redet gerne mit, indem ihr uns schreibt und von euren Erlebnissen erzählt!

Wie verträglich sind Nahrungsmittelunverträglichkeiten mit einem gesellschaftlichen Leben?


Immer mehr Menschen schlagen sich mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten, -sensitivitäten oder -allergien herum (siehe auch Podcastfolge 45 „Warum vertrage ich immer weniger?“). Neben den täglichen Überlegungen, was man essen und wie man seine Beschwerden lindern kann, kommen oft noch soziale und gesellschaftliche Einschränkungen dazu. Oft ist man im Alltag immer wieder mit den Fragen konfrontiert, wie man mit Essenseinladungen, Geschäftsessen oder diversen Feierlichkeiten umgehen soll. Soll man einfach sagen, was man nicht verträgt? Soll man schweigen? Nicht hingehen? Wie viel Information soll man preisgeben? 

 

Meist möchte man nicht lästig oder nervig sein und sagen, dass man zum Beispiel kein Essen braucht oder dies und jenes nicht verträgt. Häufig isst und trinkt man dann zu diesen Anlässen Dinge, die man nicht verträgt und leidet still vor sich hin. Oder man sagt etwas, muss sich dann aber genervte oder gar verletzende Kommentare anhören oder sich rechtfertigen. Vielleicht meidet man sogar solche Situationen und zieht sich vom gesellschaftlichen Leben mehr und mehr zurück.

Fakt ist, dass es immer noch schwer ist mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten ungestört an einem gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Normalisierung der Vielfältigkeit


Obwohl sich schon viel getan hat und mittlerweile zum Beispiel die Allergene auf Speisekarten angegeben werden müssen, ist bei dem Thema Kompatibilität des gesellschaftlichen Lebens mit besonderen Ernährungsbedürfnisse noch viel Luft nach oben. 

 

Einerseits ist es zum Beispiel für die Gastronomie logistisch schlicht oft nicht möglich, auf alle Bedürfnisse und „Extrawürstel“ einzugehen. Von der Seite des Servicepersonals betrachtet, sind Sonderwünsche auch oft nicht angenehm und es lässt sich meist auch nicht klar unterscheiden, wer wirklich ein Problem hat und deshalb nach „Extrawürsteln“ fragt oder ob jemand einfach lästig ist.

 

Umgekehrt führt die Unsicherheit bei den Betroffenen, die wie oben beschrieben, oft auch still vor sich hin leiden und Ausnahmen machen, nur um nicht nervig zu sein, dazu, dass sich Außenstehende oft nicht auskennen. Man isst einmal etwas, das man nicht verträgt, nur um es ein anderes Mal strikt abzulehnen. Klar, dass das von außen betrachtet nicht so ernst zu nehmen ist, wie jemand, der konsequent immer nur das zu sich nimmt, was er auch verträgt.

 

Um eine Normalisierung der vielfältigen Essensbedürfnisse voranzutreiben, ist es deshalb ratsam, zu seinen „Extrawürstel“ zu stehen und klar zu kommunizieren. 

In den letzten Jahren hat sich diesbezüglich schon viel getan und es wird sich hoffentlich auch zukünftig noch mehr Offenheit und Verständnis auf allen Seiten einstellen.

Denn es ist auch ganz klar, dass man als Gesellschaft einige Zeit braucht, um von der historisch gesehenen, in vielen Teilen der Welt heute noch und bis vor Kurzem auch im Westen noch herrschenden Nahrungsmittelknappheit umzuschwenken auf ein bemühtes Eingehen auf individuelle Gesundheitsbedürfnisse. Wir alle brauchen Zeit dafür.

Essen in Gesellschaft – Kommunikationsstrategien


Da man nicht jedem in jeder Situation erzählen möchte, wie es um die eigene Gesundheit bzw. Verdauung steht, ist es ratsam, sich einige kurze Sätze und Antworten zurecht zu legen, um in gewissen Situationen für sich selbst und andere Klarheit zu schaffen.

 

Dabei ist es hilfreich zu unterscheiden, welche Personen und Personengruppen sich für einen selbst sicher anfühlen und welche nicht. 

 

Ist man im Kreise von lieben, wirklich interessierten Menschen kann man ein bisschen ausholen und mehr Auskunft geben. Bestenfalls kann man hier auch sagen, was man braucht oder bei Essenseinladungen ausmachen, dass man selber etwas mitbringt etc.

 

Befindet man sich in formelleren Situationen oder unter Menschen, die für einen selbst eher nicht sicher sind, kann man einfach kurz sagen, dass man aus gesundheitlichen Gründen oder auf ärztliche Anweisung etc. dies und jenes nicht essen darf. Ganz wichtig: Man muss nie eine Erklärung abgeben oder über Persönliches reden, wenn man sich dabei nicht wohl fühlt. Aber es kann enorm hilfreich sein, sich im Vorhinein solche kurzen Antworten zu überlegen.

 

Möchte man gar nichts sagen, gibt es immer noch die Option, zu den diversen Veranstaltungen zu gehen und ganz unauffällig einfach nur das vom Teller zu essen, was man verträgt. Oder das Glas Sekt zu halten und es dann unauffällig irgendwo abzustellen. 

 

Je mehr man aber zu sich und seinen Bedürfnissen steht, desto einfacher wird es auch, sich in gesellschaftlichen Essenssituationen wieder wohlzufühlen. Denn meist geht es dabei gar nicht hauptsächlich ums Essen, sondern ums Beisammensein, Reden und um den gegenseitigen Austausch.

Quellen: 

Frau Dr. Katherina Kerber in Graz

Beispiel für einen Leaky Gut Stuhltest

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